SIME


Skulpturen und Gemälde

Vita

Der 1968 im kroatischen Gorica als Mladen Simunovic geborene Maler und Bildhauer SIME gehört zu einer jungen Künstlergeneration, die sich die Frage nach Traditionsbindung und Modernität längst nicht mehr als Gegensätze denkt. Vielmehr lässt sich bei seinen Plastiken erkennen, dass die "alten" Themen der Kunst für ihn längst noch nicht erschöpft sind: Er kann ihnen immer wieder neue, erfrischend subjektive Perspektiven abgewinnen.

SIME, der vor seinem Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Zagreb (1988-1993) eine Ausbildung am Bildungszentrum für angewandte Kunst und Design (1985-1987) durchlief, formt sein skulpturales Werk gerne auf der Basis von zahlreichen vorbereitenden Zeichnungen - ein Prozess, bei dem sich gewissermaßen allmählich auf dem Zeichenpapier "formt", was später in Ton, Gips, Holz oder Bronze plastische Gestalt annimmt.

Seine Skulpturen zeichnen sich insbesondere durch ihre klaren Formen und ihre reduzierte Darstellungsweise aus. Der Künstler konzentriert sich ganz auf die wesentlichen Merkmale seiner Motive und abstrahiert ihre charakteristischen Züge. Dabei bleibt immer die Natürlichkeit der Proportionen erhalten und die Skulpturen strahlen Dynamik und Ästhetik aus.

SIME lebt seit 1999 als freischaffender Bildhauer und Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler in München. In Kroatien wurde er mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet, zuletzt hatte er verstärkt Ausstellungen in ganz Deutschland.


  • 1985-1987

    Bildungszentrum für angewandte Kunst und Design, Zagreb | Kroatien
  • 1988-1993

    Studium Bildhauerei, Akademie Bildende Künste, Zagreb | Kroatien
    Meisterschüler, Klasse prof. S. Vulas
    Mitglied der HDLU (Berufsverband Bildender Künstler) Kroatien
  • ab 1993

    Mitglied der BBK (Berufsverband Bildender Künstler) Deutschland
  • ab 1994

    Freischaffender Künstler in München
 

Auszeichnungen

 

1993 | Preis der Akademie der bildenden Kunst



1993 | Preis der Zagreber Bank



2005 | Preis der Stadt Pozega




Notiz zu den Skulpturen und Gemälden
von Mladen "Sime" Simunovic


Mag. sci Enes Quien, Prof. für Kunstgeschichte / Akademie der bildenden Künste, Zagreb

Wenn sich ein Bildhauer wie Mladen Simunovic dem Modellieren von Akten, Pferden und Adlern als seinen ausschließlichen Themen widmet und sich in der heutigen Zeit dazu der traditionellen Techniken wie Ton, Gips, Holz und Gussbronze bedient, in denen sich die Kunst mit der Erforschung verschiedenster Ideen und Medien und zahlreichen Ausdrucksformen befasst, könnte man daraus schließen, dass er sich um die Trends und Gebote der Gegenwart wenig kümmert und sich lediglich mit seinen inneren Erlebnissen und Leidenschaften beschäftigt. Er ist deshalb aber nicht im Mindesten weniger mutig, als ein Heer „zeitgemäßer(er)“ Künstler. Darin ist auch kein Zwang nach Wahrung und Erhaltung der „Tradition“ zu sehen, weil eine solche Haltung unumgänglich zu einer bestimmten und (hartnäckigeren) künstlerischen Ideologie führen würde. Simunovic lebt mit den „alten“ Themen, er ist darin bestrebt, seine eigene Betrachtung und seine eigenen Möglichkeiten bei der Beschäftigung mit den formativen und formbildenden Gesetzmäßigkeiten sowohl in Skulptur als auch im Bild auf seine Art zu interpretieren. Ob es um einen (männlichen oder weiblichen) Akt oder um eine Tiergestalt geht, ist dabei nicht ausschlaggebend, viel wichtiger ist es, immer wieder aufzuzeigen, dass kein einziges sogenanntes ewiges Thema oder Genre, das sich über lange Zeit in der Kunstgeschichte gehalten hat, auch nur annähernd erschöpft ist, sondern unendlich viele Herausforderungen, Inspirationen und Neugierde nach weiterer Durchdringung immer wieder aufs Neue zu bieten hat. Der Gehalt an Wahrheit sollte im Grunde die objektive Lösung jeder Erscheinung in der natürlichen Welt und in der Natur des Menschen sein. Die künstlerische Tätigkeit des Mladen Simunovic als Bildhauer war von ihren frühesten Anfängen an auf die Erforschung starker und fester monolithischer Strukturen gerichtet. Seine Skulptur war und ist oft auf zusammengedrückte Massen aufgerichteter Senkrechten oder auf ausgewogene horizontale Massen reduziert, wie zum Beispiel, wenn er Pferde im Relief gestaltet. Dabei beraubt er die Form nicht der Deskription, jedoch ist diese jeglicher detaillierte Bearbeitung entledigt. In seiner künstlerischen Gestaltung zeichnet ihn stets ein angemessenes, hoch entwickeltes perzeptives Bewusstsein aus. Schon sehr früh erkennt man seinen feinfühligen Stil, sowie das phantasievolle Begreifen der Skulpturform. Große Aufmerksamkeit widmet er seinem Interesse an der Qualität des Werkstoffes, in welchem er seine Skulpturen ausführt. Wünscht er Glanz und Licht auf der Oberhaut der Skulptur, poliert er die Bronze bis zum Äußersten, um ihr einen goldenen Glanz zu verleihen. Entsprechende vorhergehende Modellierung führt er in Ton und Gips aus und beobachtet insbesondere „das Verhalten“ des Holzes bei der Schnitzerei, wobei er eine derartige skulpturale Überzeugungskraft und stilistische Ausgeglichenheit erreicht, die mit den in Bronze ausgeführten Skulpturen identisch ist. Zum Verständnis der Bildhauerei von Simunovic gilt indes als Schlüssel, sich seine Überlegungen über den Rhythmus, das Wogen und die Vibrationen des Volumens, aber auch über den in etwa gleichen Anteil des visuellen und des tastsinnlichen Erlebens zu eigen zu machen. Seine Überlegungen sind der plastischen figurativen Geschichte auf der Spur und stehen mit dieser in enger Verbindung. Diese hat die Evolution der modernen Bildhauerei in einer gänzlich neuen, erfinderischen Variante der Entwicklung eines ausnehmend eigenen und kohärenten Verfahrens geprägt. Mit anderen Worten ausgedrückt verläuft die Entwicklung seiner Bildhauerei und Malerei parallel zum Prozess der Erkenntnis und der Reife, die ihn in ein ständiges Zwiegespräch mit den Errungenschaften der Modernität gebracht haben. Die anatomische Genauigkeit der weiblichen Akte, wie auch der Gestalt von Pferden, Adlern oder der menschlichen Hand steht einer subjektiven Betrachtungsweise nicht im Wege. Durch sie wird die Klassizität der immer aktuellen und nie erloschenen ästhetischen Motivationen erreicht. Der weibliche Körper ist bekanntermaßen untrennbar mit der gesamten Faszination des Begriffes Weib und des weiblichen Prinzips verbunden. Wer ein menschliches Gesicht und einen menschlichen Körper sowie einen Akt zu zeichnen, zu modellieren und zu malen imstande ist, beweist, dass er zeichnen kann. Denn das menschliche Gesicht und der menschliche Körper stellen das Fundament schlechthin dar. Zugleich aber handelt es sich auch um die schwierigsten Formen der Zeichnerkunst, in denen sich Wissen, Auge, sichere Hand und Fertigkeit widerspiegeln. Simunovic ist im Grunde ein hervorragender Zeichner. Seine Skulpturen und Aktgemälden gehen vor einer zugrunde liegenden präzisen Zeichnung aus, die als ein inneres strukturales Skelett dient. Die gesamte spätere Modellierung geht aus einem ausgezeichneten zeichnerischen Fundament hervor. Simunovic versteht es außerdem, die modellierte Form mit Vitalität und einem außerordentlichen organischen Aufbau auszustatten. In seinen voluminösen Formaten wird jede einzelne Form und jeder Teil der Anatomie äußerst gründlich bearbeitet und mit einem Glanz versehen, der sich in die Einheit des Ganzen harmonisch einfügt, wobei sich das Ganze wiederum aus den logischen und selbstverständlichen Teilen harmonisch zusammensetzt. Jede einzelne Position des Aktes besitzt zugleich eine, dem perzeptiven Schliff des Künstlers entsprechende, qualitative Dosis proportionaler Genauigkeiten. Die meisten Akte von Simunovic, wenn sogar nicht alle, zeigen ein Bein, wie bei einem Schritt, nach vorne getreten, wobei mit dem Schritt ein kräftiger Schwung des Körpers nach vorne oder nach hinten einhergeht. Die Hände sind in der Regel hoch erhoben, so dass der Körper maximal gespannt und emporragend ist und dadurch die Schlankheit und die Eleganz der Taille betont wird. Der Bauch wird zu einer starken gespannten Fläche, meistens kubisch, in den vorgeschobenen linearen Kanten, von den Rippen getrennt. Die abgerundeten Gesäßformen und die Kalotten der Brüste stellen durch ihren konvexen organischen Aufbau einen Kontrapunkt zu den scharfen Kanten dar, die die Grenze eines langen Bogens der Bauch- und der Rückenfläche bilden. Es ist kein Zufall, dass der Künstler seinen Akten in der polierten Bronze den Kopf „wegnimmt“ und die Beine und Arme in Höhe oberhalb der Knie bzw. der Ellenbogen „zerschneidet“. Das mag möglicherweise monströs klingen, jedoch nur bis zu dem Augenblick, in dem die Betrachtung der Akte ansetzt, weil in ihnen eine Maillol-artige Reinheit des Mediterranismus, mit einer fraglosen meditativen und körperlich-organischen Schönheit erreicht wird. Das erwähnte Zwiegespräch mit den Errungenschaften der Modernität beginnt gerade mit einem Stich des Aristide Maillol und wird in den zweifelsfreien Resonanzen an August Rodin fortgesetzt, dessen "Der Schreitende" Simunovic als Vorbild dient, wenn er seinen Akten den Kopf und die Arme nimmt, um weiterhin die Form auf die Spannung und die Glattheit der einfachen Formen eines Brancusi zu stützen, und sie mit den Elementen organischer Formen nach Moor und Archipenko zu garnieren im Kontrast zu den scharfen Kanten als den Grenzen anatomischer Bestimmungen. Im Grunde strebt Simunovic nach der ursprünglichen archetypischen Form, die sich an einem harmonischen Angleichungsverhältnis zu einem starken, im inneren Kern geschlossenen Volumen orientiert, das mit Absicht immer eine monolithische abgerundete Form hat. Die tektonischen und symmetrischen doppelt vorkommenden Entitäten in einem Skulpturstück bewegen sich von der Maximierung körperlicher Gegebenheiten zu einer allmählichen Verkleinerung, was eine interessante schöpferische Kraft im Sinne einer betonter Diskretion skulpturaler Existenz darstellt. Die Skulpturen von Simunovic sind in ihrer Form ausgesprochen klar und von einer billigen dekorativen Skizzierung weit distanziert. Ihre Kraft liegt im Evozieren von Schönheit und der Reinheit natürlicher Formen, der Künstler strebt in ihnen nach der Erschaffung ruhiger, einfacher und mit optischer und haptischer konkreter Qualität bereicherter Skulpturen, mit der einzigen Funktion einer ästhetischen Vornehmheit. Die Skulpturen sind in ihren durchschnittlichen Größen nicht Größen dimensioniert, sie sind gestaltet nach dem menschlichen Maß, nach der Reichweite einer Hand und dem Erfassungsfeld des Auges. Die universale Thematik mit ihrer Stütze in der Realität der Natur ist in der Kunstgeschichte und in der Geschichte der Bildhauerei so oft erforscht und Deutungen unterzogen worden, dass eine Erwähnung von Beispielen überflüssig erscheint. Wenn die moderne und postmoderne Kunst irgendetwas aus ihrer Tradition geerbt hat, dann ist es die Universalität der Thematik mit ihrer Stütze in der Realität der Natur. Dessen ist sich auch der eigenständige Bildhauer Simunovic bewusst. Sich innerhalb solcher Maßgaben zu bewegen, heißt nicht nur mutig, sondern auch von sich überzeugt zu sein, von den eigenen, nicht gerade geringen kreativen Möglichkeiten, die, wie wir nun sehen, den Stil und die Vision einer Skulptur mit suggestiver Ausdruckskraft befruchten. Ein philosophisches, geistiges und intellektuelles Verständnis des rätselhaften und bisweilen geheimnisvollen Begriffes der weiblichen Natur wird hier auch durch die Dichotomie in eine harmonische Vereinigung der Leidenschaft für weibliche körperliche, materielle und erotische Erscheinungen bereichert. Ein weiblicher Akt bietet Möglichkeiten für Sehnsüchte, eine Vollkommenheit auszudrücken. Weibliche Rundungen, die Brüste und das Gesäß sind vor allem, per Definition, die Perfekteste organisch-biologische Organisation natürlicher Materie. Das Weiche an einem weiblichen Akt lässt sich in der Kunst immer wieder neu erschaffen, um einen höheren Grad an Sensibilität und Subtilität zu verwirklichen, was Simunovic mit Sicherheit weiß und auch erreicht. In seinen Akten gibt es nicht die geringsten sexuellen, geschweige den sexistischen Andeutungen. Vor allem ist jede Frau ein skulpturelles Volumen, so dass wir nicht von einer Frau oder gar einem Frauentyp, den er skulpturell bearbeitet, sprechen können. Der Grund für diese Aktschöpfungen liegt in der Idee über die Unerschöpflichkeit des Jonglieren mit den Variationen zu einem Thema, einer Position und Dynamik der Bewegung und – wie bereits gesagt – mit den Variationen von Schönheit des Körpers in der Schönheit der Form, oder von Schönheit der Form durch die Schönheit des Körpers.

Simunovic hat sich auch intensiv der Malerei und Zeichnungen gewidmet. Wenn er Akte malt, funktioniert er auf einer dualistischen Ebene: einerseits sieht er in der Darstellung eines weiblichen Körpers verschiedenartige Konstellationen zum Drehen, Wenden und Variieren der Lage des Volumens, der Form und der Farbe im Entstehen strukturaler Varianten von Kompositionen, zusätzlich ist es seine persönliche Hommage an das Geheimnis und Rätsel der Frau. Im koloristischen Sinne malt der Künstler die Akte auch in zwei Varianten: einen Teil der Akte malte er in blauen Tönen mit weißen Akzenten, mit denen er den Eindruck des Voluminösen und sogar die Sinnlichkeit schöner weiblicher Körper vermittelt; den anderen Teil der Akte malte er in rötlichen und gelben-ocker Farbtönen. Er nützt Flecken in helleren gelben Akzenten zum voluminieren und um die dreidimensionale Plastizität des Werkes zu erreichen, genau so wie er in den blau farbigen Akten zum gleichen Zweck weiße Akzente verwendet. Die Anatomie des Körpers ist somit mittels eines feinen Scheins auf den gerundeten voluminösen Formen ausgedrückt und bildet die Festigkeit der Verkörperung. Mit einer präzisen und sicheren Hand malt der Künstler die Aktgemälde in einer schwungvollen Gestik, der die Kontrolle und die Rationalisierung keinesfalls entzogen sind. Es ist ersichtlich, wie es der Künstler versteht, in seinem Malverfahren den Hintergrund von der Figur zu trennen und die Pläne mit einer festen Kontur zu schichten. Die Verkörperung der weiblichen Gestalt steht im Kontrast zum Hintergrund. Erreicht wird eine planmäßige Trennung in der koloristischen Einheit. Auf diese effektvolle Weise erzielt er äußerste Einfachheit, aber auch eine effektive Illusion der dritten räumlichen Dimension, die seinen gleichwohl primären Nerv und die Berufung als Bildhauer verrät, weil die gemalten Akte auch den Eindruck vermitteln, skulptural gedacht und skulptural ausgeführt worden zu sein. Sowohl in der Malerei als auch in der Bildhauerei von Simunovic wird der Körper zum Gemälde oder zur Skulptur und umgekehrt, das Gemälde und die Skulptur werden zum Körper, durchdrungen vom Intimismus einer immer frischen Inspiration. Bei der Gestaltung gemalter Akte verfährt Simunovic in gleicher Weise wie bei der Schaffung skulpturaler Akte: er malt nach Modell aber auch nach dem universalen, seiner Imagination entspringenden Muster und erreicht sein hohes ästhetisches Raffinement. In der Suche und in der Auffindung künstlerischer Lösungen findet und begründet er den Gehalt künstlerischer Wahrheit, verkörpert vor allem in der Forderung nach einer präzisen Struktur, in der sich die Schönheit widerspiegelt. In einem weiblichen Körper sieht ein geheimnisvoller Charakter unterschiedlich aus, aber die Antworten sind stets die gleichen, wie diejenigen der Sphinx, weil die Einheit der Rätselhaftigkeit dennoch durch Täuschung gesichert wird. Alle diese Thesen gelten für das künstlerische Streben, denn alle wissenschaftlichen Erkenntnisse der äußeren makro- und der inneren mikro-anatomisch-biologischen Struktur der Frau sind nichtig vor der künstlerischen Interpretation in ihrer Modernität und Gegenwärtigkeit. Ob Täuschung Wahrheit ist, bleibt deshalb auch ein Rätsel, aber man wird davon ausgehen dürfen, dass die Wahrhaftigkeit in einem Kunstwerk in Subjektivität, Vision, Trug und Schein verankert ist. Daher gehen auch weibliche Akte in gemalter Variante, gleich den skulpturalen Akten, von einem gänzlich klaren mimetischen natürlichen und Realitätsbezogenen figurativen Schema aus und bestätigen die verinnerlichte erlebnishafte: die subjektive und trügerische Vision des Künstlers.